La Nonne Sanglante

Charles Gounod
19.01.2008 | Theater Osnabrück

MUSIKALISCHE LEITUNG: Herrmann Bäumer
REGIE: Gabriele Rech
BÜHNE + KOSTÜM: Stefanie Pasterkamp
LUDORF: Marco Vassalli
MOLDAW: Bergorulko
AGNÈS: Natalia Atamanchuk
ARTHUR: Iris Kotzian
L’HERMITE: Frank Färber
AGNÈS, LA NONNE: Eva Schneidereit

Presse

Die blutige Nonne – noz.de
Warum verschwand die ‚“‚Nonne'“‚ so schnell und so nachhaltig von der Bühne? Das Programmheft zur Osnabrücker Inszenierung vermerkt, das Stück sei nach einem Leitungswechsel an der Pariser Opéra abgesetzt worden: Trotz des beachtlichen kommerziellen Erfolgs wollte der neue Intendant diesen ‚“‚Mist'“‚ nicht spielen. Möglicherweise bezieht sich das harsche Urteil des Theatermanns auf die unleugbaren Schwächen des Stücks, aus denen das Programmheft auch keinen Hehl macht. Die Handlung ist einigermaßen verworren, der Schluss wirkt wie angeklatscht: Es gibt triftige Gründe, das Stück nicht zu spielen.

Andererseits zählt Gounod zu den wichtigen französischen Komponisten – weniger wegen seines schmalzigen Remix-Hits ‚“‚Ave Maria'“‚ nach Bach als vielmehr wegen seiner Opern ‚“‚Faust'“‚ oder ‚“‚Roméo et Juliette'“‚. So schließt das Theater Osnabrück eine Repertoirelücke und bringt sich ins Gespräch, zumal der Inszenierung durch Gabriele Rech eine CD-Einspielung folgen wird. Und die Musik lohnt den Aufwand allemal.

Allerdings klang der mühevolle Erarbeitungsprozess deutlich aus dem Orchestergraben. Bei den Proben wurde viel Zeit darauf verwendet, Fehler im Notentext auszumerzen – Zeit, die offenbar fehlte, um der Musik den letzten Schliff und dem Osnabrücker Symphonieorchester die letzte Sicherheit zu geben. Dennoch vermittelte Generalmusikdirektor Bäumer die farbige Instrumentation, die geballte Spannung und den Charme der Partitur. Aber auch musikalisch hat das Stück seine Schwächen: Die leichtfüßig dahertänzelnden Zwischenaktmusiken wirken innerhalb der doch eher düsteren Opernhandlung etwas beliebig.

Regisseurin Gabriele Rech konzentriert sich nun mit ihrer angenehm unspektakulären Inszenierung darauf, die verworrenen Handlungsfäden aufzudröseln und ein plausibles Schauerstück zu erzählen. Stefanie Pasterkamp hat ihr dazu ein Friedhofsgeviert auf die Bühne gestellt, aus dessen Rindenmulch-Boden Kreuze ragen. Hier verabredet sich Rodolphe mit Agnès zur gemeinsamen Flucht, gerät stattdessen aber in die Fänge der blutigen Nonne. Hier spielen sich Siegesfeiern und eine Landhochzeit ab, als Schreckensvision Rodolphes, hier stürzt sich in einer überraschend plötzlichen Schlussapotheose Rodolphes Vater (Marco Vassalli) in ein Schwert, und erlöst damit seinen Sohn aus einem klassischen Dilemma: Seine geliebte Agnès bekommt Rodolphe nämlich nur um den Preis des Vatermordes. Denn der Vater hatte einst seine Geliebte verlassen und getötet, woraufhin sie zur untoten blutigen Nonne mutierte.

Rech gelingt so ein Abend ungezwungener Unterhaltung, mit eindrucksvoll choreographierten Geisterhochzeiten und Schauerprozessionen. Natalie Atamanchuck spielt und singt eine furios um ihre Liebe kämpfende Agnès, Eva Schneidereit beeindruckt in der Titelrolle mit festem Mezzo und gespenstischer Aura. Beiden hätte man einen ausführlicheren Gesangspart gewünscht, doch Gounod hat, dem Textbuch Eugène Scribes folgend, vor allem Rodolphe bedacht.

Dabei gestand er einem lyrischen Tenor dankbare Musik zu; Yoonki Baek muss allerdings mit den Buhs leben, die sich in den Schlussapplaus mischen – trotz großer Spitzentöne und kluger Kräfteeinteilung fehlt ihm der lyrische Schmelz, den der Part fordert. Überhaupt überzeugten die Frauen mehr als die Männer: Iris Marie Kotzian sang sich behände durch die Koloraturen des Pagen Arthur; Frank Färber hingegen kraftmeierte rhythmisch unscharf als Pierre l’Ermit. Den Chor hat Peter Sommerer gut vorbereitet, und so war’s denn doch ein unterhaltsamer Opernabend voller reizender Musik. Bleibt nur die Frage, ob sich auch andere Bühnen für die ‚“‚Blutige Nonne'“‚ erwärmen können.

Die blutige Nonne 22.01.2008 – Neue Westfälische
Gabriele Rech und ihre Ausstatterin Stefanie Pasterkamp tun dies hoch ansehnlich. Im bürgerlichen Schwarz, zwischen Kreuz-Schwertern, Grablichtern und Hochzeitstafel arrangieren sie entstehungszeitliche Familienbilder mit Widergängerin: ästhetisch, atmosphärisch dicht, plausibel. Selbst dramaturgische Schwächen wie die urplötzliche Läuterung und Selbstopferung des Mördervaters oder die nicht zu Ende erzählte Lovestory tun dem keinen Abbruch.

Michael Beughold

Die blutige Nonne – dpa tos hn
Gabriele Rech und ihre Ausstatterin Stefanie Pasterkamp tun dies hoch ansehnlich. Im bürgerlichen Schwarz, zwischen Kreuz-Schwertern, Grablichtern und Hochzeitstafel arrangieren sie entstehungszeitliche Familienbilder mit Widergängerin: ästhetisch, atmosphärisch dicht, plausibel. Selbst dramaturgische Schwächen wie die urplötzliche Läuterung und Selbstopferung des Mördervaters oder die nicht zu Ende erzählte Lovestory tun dem keinen Abbruch.

Die blutige Nonne 22.01.2008 – Recklinghäuser Zeitung
…eine musikgeschichtliche Glanztat, die musikalisch wie szenisch durch hohe Qualität imponiert. Der Regisseurin der stürmisch gefeierten Reanimation …ist es in kluger Balance zwischen realistischer Ausdeutung und imaginärer Andeutung gelungen, diese äußere Form fast nahtlos mit den seelischen Schattierungen eines abgründigen Geschicks zu verschmelzen.

Die blutige Nonne 21.01.2008 – Neue Osnabrücker Zeitung
Rech gelingt so ein Abend ungezwungener Unterhaltung, mit eindrucksvoll choreographierten Geisterhochzeiten und Schauerprozessionen.

Die blutige Nonne 06.02.2008 – Opera Gazet
Regie über das aus fünf Akten bestehende Werk führte Gabriele Rech, die den makabren Inhalt stimmungsvoll umsetzte. Ein überwältigender, mehr als verdienter und lang anhaltender Beifall brach nach Fallen des Vorhangs los