Gianni Schicchi
Giacomo Puccini
17.01.2004 | Nationaltheater Weimar
MUSIKALISCHE LEITUNG: | Martin Hoff |
REGIE: | Gabriele Rech |
CO-REGIE: | Michaela Dißmeier |
BÜHNE + KOSTÜM: | Nicola Reichert |
Jörn E. Werner, Volker Schunke, Uwe Stickert, Eleonore Marguerre, Mario Hoff, Jon Pescevich, Alexander Günther, Marietta Zumbült, Heike Porstein, Christine Hansmann, Silona Michel, Ulrika Strömstedt |
Presse
Sitten und Unsitten am Theater 18.01.2004 – Thüringische Landeszeitung
Das Schöne, Wahre, Gute ist nirgends zuhause, und schon gar nicht auf dem Theater.
Dort tobt hinter den Kulissen ein intrigantes Komödienspiel aus Eitelkeit, Eifersucht, Habgier und Kleingeist. So zumindest am DNT in Weimar, wenn die beiden herzhaften Operneinakter gespielt werden.
Gabriele Rech hat sie derart exquisit inszeniert, dass es dem Zuschauer die Tränen in die Augen treibt: vor Lachen. Nach der Premiere spendete das euphorische Publikum minutenlangen rythmischen Beifall.
…Vor stilechtem Marmor – Ambiente einer neureichen 50er – Jahre – Villa in Rimini probt eine drittklassige Vagantentruppe die Barockoper „Romolo ed Ersilia“ als Vehikel zur Selbstinszenierung.
… am Ende trifft den mafiösen Impresario der Schlag, und – Vorhang, Vorhang, – das verrückte Spiel hat ein Ende.
Vorerst, denn nach der Pause nimmt die Regie mit Puccinis „Schicchi“ den Faden wieder auf. Die Szenerie mit Michelangelo´s David – Statue ist die gleiche, und als der Impresario Buoso plötzlich am Infarkt verstirbt, beginnt das intrigante Spiel um kleine und grosse Vorteile, weil der verblichene Hausvater leider ein unvorteilhaftes Testament hinterlassen hat….
Was diese Inszenierung zum Ereignis macht, ist Rechs stupender Bühneninstinkt und ihre enorme Liebe zum Detail. Mit Augenmass erfindet die Regisseurin Nebenhandlungen, verleiht jeder – scheinbar noch so unbedeutenden Figur – einen unverwechselbaren Charakter.
Ein vor Spielwitz sprühendes Weimarer Ensemble überzeugt mit wunderbaren Stimmen. Der Gastdirigent Martin Hoff leitet eine hellwache Staatskapelle mit äusserster Distinktion. Auch musikalisch eine vergnügliche Glanzleistung.
Wolfgang Hirsch
Gianni Schicchi 20.01.2004 – Thüringer Allgemeine
… Regisseurin Gabriele Rech entfesselt im ersten Teil ihre Bühnenturbulenz bis an die Klamauk – Grenze, im mediterran gekachelten Vorplatz – Ambiente mit einer buntglasigen Schiebetür für gelegentliche Schäferstündchen dahinter. Auch hat Ausstatterin Nicola Reichert für ihr Bühnen – Italien den riesigen David – Torso nebst Brunnen nicht vergessen.
Nach der Pause, zu Puccinis Erbschleicher – Klassiker sind wir dann mittendrin – jetzt im Haus und in der Vespa – und Petticoat – Zeit. Der David steht nun vollständig in der Rückenansicht draussen. Mitten zwischen seinen „Lieben“ sitzt der gerade verblichene Erblasser Don Buoso Donati bei Pasta und Rotwein. Eine Treppe geht hinauf zur Dachterrasse, von der aus sich die aufleuchtende Tenor – Arie besonders wirkungsvoll schmettern lässt….
Die Kombination dieser beiden Stücke ist wie Zuckerguss mit Sahne…pures Theatervergnügen!
Joachim Lange