Die Frauen der Toten

Alois Bröder
02.02.2013 | Theater Erfurt

Oper in zwei Versionen (Uraufführung) von Alois Bröder nach einer Erzählung von Nathaniel Hawthorne Libretto eingerichtet von Alois Bröder. In englischer und deutscher Sprache mit Übertiteln.

MUSIKALISCHE LEITUNG: Johannes Pell
REGIE: Gabriele Rech
BÜHNE: Norman Heinrich
KOSTÜM: Gabriele Heimann
DRAMATURGIE: Dr. Berthold Warnecke
PHOTOS: Lutz Edelhoff
MARY: Marisca Mulder
MARGARET: Mireille Lebel
MARGARETS MANN/ STEPEN: Marwan Shamiyeh
MARYS MANN/ PARKER: Florian Gütz

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Presse

Opern-Uraufführung begeistert in Erfurt – 03.02.2013 – Die Welt

Erfurt – Traum oder Wirklichkeit? Alois Bröder lässt in seiner Opern-Uraufführung «Die Frauen der Toten» (The wives of the dead) diese Frage bis zum Ende offen – und fordert damit am Samstagabend Mitdenken und Fantasie der Premierengäste im Erfurter Opernhaus heraus.
Er reflektiert die kaum bekannte Story von Nathaniel Hawthorne (1804-1864) in zwei Versionen: als «träumerische Realität» und «realistischen Traum» – Sigmund Freud mit seinen Traumdeutungen und seiner Tiefenpsychologie scheint nicht fern.

Die Zuschauer im nicht ausverkauften Theater lassen sich auf das Spiel ein und danken dem Komponisten, dem Team um Gastregisseurin Gabriele Rech, Solisten, Chorsängern und Musikern mit langem Beifall.

Es ist eine zumeist düstere und beklemmende Welt, in die Bröder (Jahrgang 1961) in seinem Opern-Erstling entführt. Das Bühnenbild von Norman Heinrich – ein spartanisch möbliertes Puppenhaus im Großformat – unterstreicht den miefigen Eindruck noch. Das Stück spielt in einem puritanischen Milieu im 19. Jahrhundert. Zwei Frauen erfahren kurz nach der Trauerzeremonie durch zwei Boten, ihre Männer – zwei Brüder – seien noch am Leben. Doch keine der Frauen traut sich, der anderen das eigene Glück mitzuteilen.

Ihn habe an dem Stoff gereizt, dass Hawthorne so vieles offen gelassen hat – bis zum Ehebruch über kreuz, bekennt Bröder. Er erzählt die Geschichte in zwei Versionen. Einmal streng nach dem literarischen Original mit all den Bibelzitaten. In Version zwei spinnt Bröder den vorgegebenen Faden weiter. Die charakteristischen Musikmotive für beide Frauen vermischen und überlagern sich fast bis zur Unkenntlichkeit – auch elektronische Musik kommt dezent zum Einsatz.

Die Frauen offenbaren jetzt ihre Sehnsüchte, Ängste und Hoffnungen – und sie tauschen die Schlafzimmer. Die Brüder rufen überkreuz nach den Frauen. Sichtbar wird dieses «Durcheinander» für die Zuschauer auch durch den Wechsel von Englisch zu Deutsch und den Wechsel der Chorsänger: die Männer müssen den Frauen weichen.Regisseurin Gabriele Rech hat mit sicherer Hand die handlungsarme Geschichte detailreich und spannend ausfüllt. Jede Geste hat ihre Bedeutung. Überzeugend gesanglich und schauspierisch umgesetzt von den Solisten – vor allem Marisca Mulder als Mary und Mireille Lebel als Margaret. Das Stück von Hawthorne, einem der Begründer der amerikanischen Nationalliteratur, offenbare immer neue Sichtweisen, bekannte Rech. «Das ist das zutiefst Moderne an Hawthorne.»

„Die Frauen der Toten“ feiert in Erfurt Uraufführung – 04.02.2013 – thueringer-allgemeine.de

Mireille Lebel als Margaret in der Oper „Die Frauen der Toten“ von Alios Bröder. Alois Bröder begeistert mit seiner ersten Oper „Die Frauen der Toten“. Das Ensemble steht der Qualität des Werkes in nichts nach. Erfurt. Erneut bereichert die Erfurter Oper den Jahresspielplan durch eine Uraufführung. Dem Publikum in der Stadt und im Land gibt diese nun schon eingeführte Praxis gute Gelegenheit, wirklich Neues zu erleben, ungeachtet der Liebe zum gesicherten Repertoire. In diesem Jahr hat Intendant Guy Montavon das Auftragswerk an den 1961 in Darmstadt geborenen Alois Bröder vergeben. Nach zahlreichen kammermusikalischen und orchestralen Werken legt der Komponist nun in Erfurt seine erste Oper vor. Ihr Titel lautet „Die Frauen der Toten“. Ihren Stoff bezieht sie aus einer gleichnamigen, 1831 veröffentlichten Kurzgeschichte von Nathaniel Hawthorne. Der amerikanische Schriftsteller schrieb im Geiste der Romantik Geschichten, die auf den ersten Blick einfach erscheinen, aber eigentlich das menschliche Innere sondieren, das Unerklärliche erzählen und dem Zwiespalt von Sein und Schein nachspüren. In der frühen Erzählung „The Wives of the Dead“ erklärt er das Unentscheidbare zum Deutungsprinzip. Zwei Schwestern sind mit zwei Brüdern verheiratet, einer ein Soldat, der andere ein Seemann. Die Frauen verzweifeln an der Nachricht vom Tod ihrer Männer, bis in der Nacht nach der Totenfeier nacheinander zwei Bekannte an die Tür ihres gemeinsamen Hauses klopfen und vom Überleben künden. Ein winziges Textdetail am Schluss aber macht die simple Story offen: Kommen die Totgesagten nach Hause; oder ist die Rettung nichts als ein trügerischer Traum? Nicht das erzählte Ereignis, sondern dessen Interpretation ist das eigentliche ästhetische Ereignis. Bröder hat diese Grenze zwischen Realität und Traum fasziniert. Für sein Libretto fand er die originelle Lösung, die beiden vernetzten Momente in zwei jeweils fünfzigminütigen Teilen doppelt, aber mit unterschiedlichen Akzenten vorzuführen. Die erste Version, die Bröder auch mit „träumerische Realität“ umschreibt, zeichnet Hawthornes Erzählung nach, die zweite, „realistischer Traum“, präsentiert sie als Traum selbst. Am Ende, wenn der Vorhang fällt, bleiben alle Fragen offen. So soll es ja auch sein. Da die Oper aber ihre Apotheose braucht, hat Bröder einen Auftritt des (antiken?) Chores angeklebt, der – schwarz gekleidet und von der Regisseurin Gabriele Rech von der Vorderbühne die beidseitigen Treppen des Saals hinaufgeführt – eine essayistisch hochgestochene Passage aus einem anderen Werk Hawthornes singt. Man versteht deren Sinn nicht, aber man kann sie im guten Programmheft nachlesen und feststellen, dass sie mit dem Werk selbst nichts zu tun hat. Aber als Opernfinale ist die gesangliche und räumliche Einvernahme des Publikums bei verhauchendem Orchesterschluss von schöner Wirkung. Überhaupt ist Bröders musikalische Sprache außerordentlich effektvoll. Er folgt der seit den Siebzigerjahren zu verfolgenden Tendenz, den Unbedingtheiten der Neuen Musik die sinnliche Anziehungskraft von Klang und Farbe entgegenzusetzen. Den Sängern räumt der Komponist ausdrücklich melodische und emotionale Möglichkeiten des stimmlichen Gestaltens ein, die Mireille Lebel als Margaret und Marisca Mulder als Mary in prachtvoller Weise nutzen.

In ihrer Gesamtstimmung zieht Bröders moderne Komposition die „realistische“ Erzählung paradoxerweise in den Bereich des Romantisch-Unheimlichen. Sie schafft – überzeugend – eine Atmosphäre des Undurchdringlichen, Geheimnisvollen, Bedrohlichen, Gespenstischen. Hinein passt, dass der Komponist den toten Brüdern, trefflich gesungen von Marwan Shamiyeh und Florian Götz, einen Bühnenauftritt verschafft. Das Unheimliche erscheint als Maß für die, wie Freud sagte, legitime Annahme des Unbewussten im Traum. Marys und Margarets Träume realisieren innere Wünsche in verschlüsselter Form. Als Resümee bleibt dann doch, gegen die These der völligen Offenheit, dass die Deutung der Handlung als latenter Zustand des Seelenlebens die Oberhand gewinnt.

Feinste psychische Abstufungen zu sehen

In diese Richtung arbeitet auch die Regie von Gabriele Rech. In einem Hawthorne-gerechten Bühnenhaus, einem klaustrophobischen, fahl ausgeleuchteten Bühnengehäuse, mit großem Wohnzimmer und zwei Schlafzimmern darüber lässt sie Lebel und Mulder in feinsten psychischen Abstufungen agieren. Trauer sucht Trost; Verzweiflung steigert sich zur Neurose. Am Schluss liegen beide nebeneinander in einem Bett, hell angestrahlt, bewegungslos, im Traum vereinigt, im Leben wie tot. Unter der Leitung von Johannes Prell erreicht das Philharmonische Orchester (in Kooperation mit der Thüringen Philharmonie Gotha) überzeugendes Interpretationsniveau. Die Klangarchitektur mit sich spiegelnden Klangräumen und sich entfaltenden Motiven ist prächtig gefügt. Man kann in kritischer Sicht Bröders Partitur durchaus Eklektizismus und Plakativität nachsagen. Aber die erklingende Musik ist von hoher, auch emotionaler, Wirksamkeit. Die fühlbare Berührtheit des Publikums und der heftige Beifall am Ende stehen dafür.

Wolfgang Wicht

Manuskript zum Beitrag von Burkhard Egdorf in der Sendung „Cluster“ – 6.02.2013 – 15:05 h – 16:00 h – SWR 2

Gespräch: Lotte Thaler und Burkhard Egdorf

Mod.:
Das Theater ist ein Mekka für Komponisten geworden. Seit der Eröffnung des schönen, neuen Hauses hat sein Schweizer Intendant Guy Montavon regelmäßig – und nicht nur als Alibi – Opern-Uraufführungen in Auftrag gegeben. Das besondere Merkmal seiner Auftragspolitik: Es werden nicht die stets üblichen „Verdächtigen“, also etablierte Komponisten oder deren Schüler bedacht, sondern auch und besonders unbekanntere Tonschöpfer. Am vergangenen Samstag hatte der in Darmstadt lebende Komponist Alois Bröder – Jahrgang 1961 – seine Chance. Seine Oper „Die Frauen der Toten“ nach der Erzählung „The Wives oft he Dead“ des englischen Romantikers Nathaniel Hawthorne, dem übrigens Herman Melville seinen berühmten Roman „Moby Dick“ widmete, erlebte in Erfurt eine sehr erfolgreiche Uraufführung. Mein Kollege Burkhard Egdorf hat sie sich angehört und angeschaut. Zunächst einmal, wer ist Alois Bröder.

BE:
Alois Bröder wurde – wie Sie erwähnt haben 1961 geboren – in Darmstadt – und studierte dort an der Akademie für Tonkunst zunächst Gitarre, und dann bei Manfred Trojahn Komposition – sowie in Köln Elektronische Komposition. Er ist bisher durch zahlreiche Kammermusikalische Kompositionen – darunter auch Werke für Gitarre – aufgefallen und einige Orchesterwerke wurden mehrfach aufgeführt – u.a. in Tokio, Slowenien, von der Deutschen Staatsphilharmonie und der Radiophilharmonie des NDR Hannover – um nur einige zu nennen. Ja, und nun seine erste Oper in Erfurt, die mit vielen Bravos für Komponist, Regie und Interpreten begrüßt wurde. Ein Werk für mittelgroßes Orchester, darunter eine große Schlagzeuggruppe, elektronisches Zuspiel, vier Solisten und einen großen Chor. Alois Bröder, der bisher einige durchaus renommierte Stipendien erhalten hat, komponierte dieses großangelegte zweimal 50 Minuten währende Stück zunächst einmal ohne Auftrag. Er ging dann mit dem fertigen Werk an die Theater – und Erfurt sagte zu.

Frage: Worum geht es in der Oper „Die Frauen der Toten“?

BE:
Nathaniel Hawthorne, vor allem bekannt geworden durch seinen Roman „Der scharlachrote Buchstabe“, hat sich besonders gerne mit der zugespitzten Schilderung des fromm-freudlosen Lebens der Puritaner jenseits „der alten englischen Fröhlichkeit“ – wie es Nathaniel Hawthorne einmal ausdrückte. Ein wenig von dieser puritanischen Enge und Engherzigkeit begegnet uns auch in der Inszenierung von Alois Bröders Oper durch Gabriele Rech. Die Geschichte von Hawthorne erzählt von zwei jung verheirateten Frauen, die ziemlich zeitgleich zu Witwen geworden waren und in einem Haushalt zusammen-, ja nun für einander leben wollen. Beider Männer waren Brüder. Margaret ist lebhaft, leicht reizbar, Mary sanft und fromm. Kurz nach der Nachricht des Todes, die Trauergesellschaft hat sich zurückgezogen, die Frauen haben sich in ihren Kammern schlafengelegt, hört zunächst Mary ein Klopfen an der Tür. Nachbar Parker überbringt ihr die Nachricht, dass ihr Mann noch am Leben sei. Voller Freude will sie zunächst Mary von dieser Glücksbotschaft berichten, will aber deren Leid nicht vergrößern und spart die Nachricht bis zum nächsten Tag auf. Einige Zeit später wird auch Mary durch Klopfen geweckt. Diesmal steht Stephen, ihr ehemaliger Verehrer vor der Tür und berichtet, dass ihr Mann noch lebe. Auch Mary will die Schwägerin in ihrer Trauer nicht wecken. In der Erzählung bleibt offen, ob Margaret oder Mary erwacht. Und dieses offene Ende hat faszinierende Konsequenzen – meint Alois Bröder:

O-Ton Erfurt Bröder 6

AB:
„Das Faszinierende an der Geschichte ist ja, wenn sie liest und liest dann den berühmten letzten Satz: ‚Und plötzlich erwachte sie‘ – und man weiß nicht, wer sie ist, ob das die eine oder die andere Frau ist – also je nachdem, welche es dann ist, erschließt sich die Geschichte ganz anders. Also, wenn Margaret erwacht, heißt das, beide Männer leben tatsächlich so, wie man es vorgestellt bekommen hat, wenn Mary lebt, dann sind beide Männer tot. Wenn man diese Geschichte auch – daher auch der Grund für diese zwei Versionen: Wenn man diese Geschichte ein zweites Mal liest, und auch ein drittes und viertes Mal, dann nimmt man plötzlich eine Subtilität wahr – Formulierungen, Tatsachen, Bilder – die sich ganz anders liest. Von daher eine absolut moderne Geschichte für mich und wenn man sie ohne Namen und Zeitangabe zu lesen bekäme, würde man glaube ich nicht auf 1830 als Entstehungsjahr tippen.“

Frage: Für welche Lesart hat sich denn der Komponist Alois Bröder entschieden?

BE:
Also zunächst einmal muss man sagen, dass Alois Bröder diesen Roman selber als sein eigener Librettist bearbeitet hat, und er hat zwei Versionen komponiert. Die Geschichte hat er nicht verändert, aber angereichert mit einer Art kommentierenden Chor, der auch zugleich die Trauergemeinde bildet – ein Chor nach antikem Vorbild, der Lebensweisheitskommentare abgibt etwa von Hawthorne selbst, aber auch von Voltaire und auch biblische Zitate einstreut – etwa das Gleichnis von den törichten Jungfrauen. Die beiden Versionen, also zunächst die realistischere Perspektive ist Version eins, Sie wird in englischer Sprache gesungen (mit deutscher Übertitelung) und die zweite Version auf deutsch mit Rückkehr am Schluss ins englische. Im Unterschied zur Geschichte, treten in Version II die Ehemänner selbst in Erscheinung.

Frage: Mit welchen Mittel arbeiten Komponist und Inszenierungsteam.

BE:
Die Im Grunde ist Alois Bröders Oper „Die Frauen der Toten“ ein Kammerspiel. Alles spielt sich in einem Haus ab, in das wir wie in eine Puppenstube schauen. Eine Wohnstube, offen zur Eingangsdiele. In der Mitte führt eine Holztreppe zu den beiden Schlafzimmern von Mary und Margaret, wo sie schlafen und sich an- und auskleiden. Dann treten außer den Schwestern noch die beiden Boten auf und – wie gesagt – die Ehemänner. Daneben aber – und das unterscheidet diese Oper aber von einer Kammeroper gibt es einen großen Chor, der am Anfang von Teil I, also Version I, und am Ende von Version II als große Trauergemeinde auftritt und durchaus bedrohlich massiert auftritt. Während der Szenen, in denen wir Margaret und Mary zuschauen und zuhören, tritt im ersten Teil ein Männerchor auf und singt aus dem Orchestergraben. Im zweiten Teil, der sich naturgegeben auch musikalisch stark auf den ersten Teil bezieht, in dem aber die Szenen teils vertauscht sind hören wir die Frauenstimmen des Chores mit ihren kommentierenden Statements. Hier haben wir im Grunde die Perspektive der Frauen vor uns. Alois Bröder arbeitet mit einem ausgewachsenen Orchester. Seine Musik kommentiert das lineare Erzählen, ohne zu dekonstruieren. Die Bühnenerzählung kommt ohne permanente Hysterie aus, entbehrt aber dennoch nicht dramatischer Momente und Aufschwünge. Alles ist sehr kontrolliert und architektonisch auf den Punkt gebracht. Die Musik hat durchaus Anknüpfungspunkte in der Tradition. Ich empfand sie von der Stimmung sehr verwandt mit Musik des englischen Impressionismus und auch besonders Benjamin Britten. Bröder hat Ausdrucksmusik geschrieben. Wenn seine ProtagonistInnen singen, dann erleben wir einen Zusammenfall von Melodik und Emotion, die unmittelbar erkennbar war. Merkwürdigerseise wirkte diese Art des Umgehens mit Opernstimmen nicht antiquiert. Vieelleicht lag dies auch am historisch im 19. Jahrhundert angesiedelten Kontext des Handlung. Kurze Sequenzen im Orchester klangen wie Reminiszenzen an Ravel und Janácek und insgesamt war ein freitonales Denken hörbar – freilich durchaus aus der Perspektive bzw. der Hörerfahrung der Neuen Musik her gespeist. Besonders gefiel mir Bröders Talent, Atmosphäre einzufangen, sein lyrischer Atem und konkreter vielleicht sein sehr sanglicher Umgang mit Musik. Es gab große musikalische Bögen, feine Melismierungen und sehr sinnfällige syllabische Umgangsformen mit dem Text. Das führte zu großer Textverständlichkeit und war der Story selbst natürlich dienlich.

BE:
In seiner Oper „Die Frauen der Toten“ hat Alois Bröder wirklich ein Drama entwickelt bzw. Komponist und Regie ließen das Drama sich entwickeln. Hier an dieser Stelle muss ich unbedingt die Regiearbeit von Gabriele Rech, sowie die stimmige Bühne von Norman Heinrich und die ebenso stimmigen Kostüme von Gabriele Heimann erwähnen. Die Trauermenschen in schwarzer, strenger, altmodischer Kleidung. Zwei offene Gräber vor dem angeschnittenen, offenen, zweistöckigen Haus. Durchaus sparsam naturalistisch gestaltet. Marys Schlafkammer mit Kreuz an der Wand. Die Regisseurin, Gabriele Rech führt die „Massenszenen“ quasi oratorisch. Oft sind die Bewegungen der Schwägerinnen wie unfrei, wie geknebelt (durch die gesellschaftliche Konvention und die schwer lastenden Moralgesetze, gegen die Margaret einmal im Wutaffekt aufbegehrt, in dem sie Mary die Bibel oder das Gesangbuch aus der Hand schlägt und das Essen vom Tisch wirft. Am Ende des ersten Teils schlägt die Fürsorge Marys in einen angedeuteten Mord um. Mary erstickt Margaret mit dem Kissen. Gabriele Rech hat eine strenge, aber sensible Regie-Arbeit geleistet. Es gab weder Regiegags noch Übertreibungen, wohl aber wurden Stimmungen gewissermaßen auf die Spitze getrieben: etwa das Umschlagen von Trauer in Wut, von Fürsorge in Zwang und Zwanghaftigkeit, von Besorgnis in Gewalt. Besonders eindrucksvoll im zweiten Teil etwa in der Ankleideszene Margarets, wenn Mary sie frisiert und sie eigentlich exzessiv foltert. Der zweite Teil der Oper ist im Grunde eine beklemmende Ausdeutung und Spiegelung des ersten Teils. Hier werden sexuelle Überkreuzverhältnisse angedeutet. Die Boten der eigentlich guten Nachrichten werden zu bedrohlichen, latent gewalttätigen Männern. – Am Ende, von den harten Schlägeln auf der großen Trommel unregelmäßig, unerwartet und damit erschreckend begleitet, hat der Chor, also die Gesellschaft und damit die Realität die unbarmherzige Herrschaft. Die Solisten dieser Uraufführung sind allesamt Ensemblemitglieder des Theaters Erfurt, und insbesondere die beiden Schwägerinnen, Margaret (Mireille Lebel) und Marisca Mulder als Mary waren stimmlich und darstellerisch großartig. Vielleicht gilt dies noch mehr für Mireille Lebel. Die musikalische Leitung hatte Kapellmeister Johannes Pell, der 2011 von der Zeitschrift „Opernwelt“ zum „Nachwuchskünstler des Jahres nominiert wurde. Eine sehr gute Aufführung für ein absolut gelungenes Stück Musikdrama von Alois Bröder und das Drama hat bewegt – nämlich das Publikum, das von Minute zu Minute sich steigernd in den Bann des Geschehens und seiner Darstellung gezogen wurde.

Frage: Also ein großer Erfolg?

BE:
Ja, unbedingt.

Frage: Lassen Sie uns noch sprechen über das Theater Erfurt und das Konzept der Uraufführungen.

BE:
Ja gerne. Ich habe den Intendanten des Theaters Erfurt am Rande der Premierenfeier befragt, warum das Theater Erfurt diese Reihe von nunmehr 14 Uraufführungsaufträgen – darunter auch an Philip Glass – gegeben hat.

O-Ton Guy Montavon, Intendant Theater Erfurt

„Mit dem Bau des Theaters habe ich mir gesagt: neues Haus, junge Leute, mit so einem Haus muss man innovativ sein. Und ich bin der festen Überzeugung, in meiner Gestaltungsarbeit als Intendant, als Programmator, gehört die Forschung dazu. Heutzutage, aus Angst vor mangelnden Auslastungszahlen eventuell oder aus Manko an Mut oder aus totaler Unterschätzung unseres Publikums sind wir ein bisschen bequem geworden. Und ich finde, man muss ein bisschen mehr tun für die moderne Musik. Es gibt eine ganze Reihe von Komponisten, die gute Komponisten sind, die man nicht kennt. Und ich habe mir gedacht, in Erfurt werde ich folgendermaßen vorgehen: Ich werde erst einmal das neue Haus mit einer Uraufführung eröffnen. Das haben wir damals gemacht am 13. September 2003 – das war der „Luther“ von Peter Aderhold – und dann werde ich die Erfurter erst einmal über die Thematik an die Uraufführungen bringen, d. h. ich habe Themen ausgesucht, die mit Thüringen, mit der hiesigen Region zu tun haben, also „Martin Luther“, der zweite war Johann Sebastian Bach, und über den Vektor der Dramaturgie und der Geschichte habe ich langsam die Leute an diese neue Gestaltungsform gewöhnt. Und ich bleibe auf jeden Fall dabei. Ich bin persönlich selber auch Musiker, ich bin da total ausgebildet, und deshalb finde ich wichtig, und deswegen finde ich es wichtig, neue Klänge und Hörgewohnheiten ins Leben zu rufen.“

Premiere „Die Frauen der Toten“ in der Oper Erfurt – 04.02.2013 – Mitteldeutscher Rundfunk

Uraufführungen wie „Die Frauen der Toten“ von Alois Bröder sind selten heutzutage – ein großes Verdienst des Opernhauses Erfurt. Dazu der Kritiker Boris Michael Gruhl im Gespräch. MDR Figaro – 04.02.2013, 08:40 Uhr | 06:45 min

Sturm der Emotionen – Opernnetz

Das Stück spielt in einem puritanischen Milieu im 19. Jahrhundert in Neuengland. Zwei Frauen erfahren kurz nach der Trauerzeremonie durch jeweils einen Boten, ihre Männer sollen noch am Leben sein. Doch keine der Frauen traut sich, der anderen das eigene Glück mitzuteilen.

So einfach dieser Plot zunächst scheint, so verschlungen präsentieren sich dem Zuschauer die beiden Versionen der einen Geschichte. In der ersten Version hangelt sich Komponist Alois Bröder vor allem an der Original-Version des Textes von Nathaniel Hawthorne entlang und lässt auf Englisch singen. In einer zweiten Version führt Bröder den vorgegebenen Faden weiter. Die Musikmotive für die beiden Frauen verweben sich.

Die Frauen offenbaren Hoffnungen, Sehnsüchte und Ängste. Sie tauschen die Schlafzimmer. Die Brüder rufen überkreuz nach den Frauen. Erkennbar wird die Verwobenheit für die Zuschauer auch durch den Wechsel von Englisch zu Deutsch und den Wechsel der Chorsänger: die Männer müssen den Frauen weichen. Bröder benennt darum die zwei Versionen einmal als „träumerische Realität“ und als  „realistischen Traum“.

Norman Heinrich öffnet mit seinem Bühnenbild einen Guckkasten in die Psyche zweier Frauen. Die Gemeinschaft der Schwägerinnen ist auch räumlich verwickelt, denn die Brüder und ihre Frauen leben im selben Haus. Ein kinderloser Doppelhaushalt mit gemeinsamer Küche und Wohnzimmer unten und separierten Schlafzimmern oben, damit gestaltet Bühnenbildner Norman Heinrich die Bühne zum überdimensionalen Puppenhaus, das den Zuschauer hinein nimmt in die Geschehnisse.

Reduziertheit herrscht auch bei den Kostümen. Die Kostüme von Gabriele Heimann verweisen auf die Entstehungszeit der Erzählung und ihren puritanischen Stil. In der hochpräzisen und von atmosphärischen Lichtwechseln verstärkten Regie von Gabriele Rech werden die unruhigen Nächte der beiden Witwen zu einem beklemmenden Einblick in das Schicksal der beiden Frauen Mary und Margaret, die  nur mit ihren Männern eine Chance auf ein erfülltes Leben haben können. Die aber allein von der Trauer überwältigt werden.

Tatsächlich kann man von der ersten zur zweiten Version eine enorme dramatische Steigerung erleben. Rech führt ihr Personal mit sicherer Hand. Jede Geste hat eine eigene Bedeutung. Überzeugend gesanglich und schauspierisch umgesetzt wird das von den Solisten – vor allem Marisca Mulder als Mary und Mireille Lebel als Margaret.

Marisca Mulder als Mary singt und spielt virtuos alle Facetten dieses sensiblen Charakters. Sie ist fromm und hängt an der Bibel, sie schreit nicht wie Margaret ihren Schmerz gleich hinaus und erlebt deshalb den Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit sehr intensiv. Sie verkörpert diese menschliche Ebene, die viele Menschen vom Erwachen aus bösen Träumen her kennen.

Mit der Rolle als Mary taucht sie übrigens tief in die eigene Vergangenheit ein, denn ihre Vorfahren  kommen aus dem kleinen Fischerdorf Paesens-Moddergat. Dort gibt es ein Fischermuseum und einen Friedhof, wo nur Seeleute begraben sind. Vielleicht sind es diese persönlichen Erfahrungen, die ihrer Stimme die Überzeugungskraft verleihen.  Mal ist sie versonnen melodisch, ein anderes Mal eindrucksvoll begehrlich nach Glück strebend.

„Suchend“ hat Alois Bröder über die Partitur geschrieben, kaum wahrnehmbar schleicht sich der Ton „e“ im dreifachen Pianissimo der 1. Violinen ein, dann folgt eine Harfe, die Marys Gesang begleitet. Eine siebenstufige Leiter mit dem Umfang einer Oktave, die Marisca Mulder da zu bewältigen hat. Und sie meistert diese Herausforderung brillant, traumwandlerisch ihrer Rolle angemessen. Sie verkörpert auch stimmlich das Prinzip Hoffnung.

Margaret dagegen ist ein lebhaftes und reizbares Temperament, und sie wird von Mireille Lebel enorm lebensecht gespielt. Nach der Begegnung mit dem Nachbar Parker, gesungen von Florian Götz, wird sie zu sängerischen Höchstleistungen herausgefordert. Die hohe Lage der Flöten unterstreichen das von ihr gesungene Hoffnungsmotiv, das in seiner Fragilität vergehen muss. Mireille Lebel atmet geradezu diese Kurzlebigkeit ihrer Gefühlsaufwallungen. Sie ist stimmlich das Gegenstück zu Mary.

Marwan Shamiyeh als Margarets Mann und in der Rolle des Stephen  singt lange melodiöse Szenen auf Englisch mit Mary und damit einen anderen Charakter als auf Deutsch in der zweiten Version der Oper. Für ihn als Tenor hat der Komponist alles in bester Lage geschrieben, dort, wo seine Stimme am besten läuft, und Marwan Shamiyeh zeigt sich in Bestform.

Die Musik der Oper vermittelt auch Lebensnähe. Sie ist schauspielerisch inszeniert, und Entwicklungen sind nicht vorhersehbar.  Besonders fasziniert das Publikum die Liebesszene im zweiten Teil. Die verkörpert Marwan Shamiyeh vielleicht so glaubhaft, weil er und Marisca Mulder auch im richtigen Leben  ein Paar sind.

Der Chor bildet in dieser Oper den roten Faden, ist Erzähler und Akteur im Wechsel. Dass der Chor dies auch akustisch so gut darstellt, verdankt er der akribischen Anleitung durch Andreas Kettelhut. In der zweiten Version tritt der Chor als Trauergemeinde auf, doch auch die Trauerzeremonie wird zur Eröffnung eines neuen Horizontes. Die ambivalente Einheit von statischem Auftreten des Chores und der gesanglicher Varianz: das hat Andreas Kettelhut mit  seinem Chor zu einer großen stimmlichen Leistung erarbeitet. Die Chor-Trauergäste: Manuel Meyer als Pfarrer, Reinhardt Becker, Ralph Heiligtag, Tobias Schäfer und Jan Rouwen Hendriks überzeugen durch düsteren Auftritt und bilden das puritanische Milieu ab, das den Hoffnungen und Sehnsüchten der Frauen gegenüber steht.

Johannes Pell, dem Dirigenten, gelingt es, das Orchester präzis durch diese Wellenstürme zu führen. Scheinbar ohne Mühe gelingt es ihm, Orchester, Chor und Sänger zu einer musikalischen Einheit zu formen. Dabei hat ihm der Komponist viele Aufträge erteilt. Gleich zu Beginn sind die musikalischen Ingredenzien scharfe, knappe, harmonisch offene Akzente wie Schlagwerk und Klavier, tiefe Streicher, Hörner, Trompeten und Posaunen. Eindrucksvoll und einfühlsam genau leitet Pell das Orchester am Schluss: nach dem sukzessiven Verklingen des Tuttis dem Klavier zu in einem chromatischen Quartgang das Ende zu besiegeln. Eingehüllt ist das Ganze in ein langes Abwärts-Glissandi von Harfe, Celli und Kontrabässen. Dieser „Passus duriusculus“ steht als Topos für Schmerz und Niedergang. Und Pell meistert mit dem Orchester diese Passage so gut, das dem Zuschauer auch für einen Moment der Atem stockt.

Regisseurin Gabriele Rech hat mit hoher Professionalität die reduzierte Geschichte detailreich und spannungssteigernd ausgeformt. Das Stück von Hawthorne, einem der Begründer der amerikanischen Nationalliteratur, offenbart unter ihrer Ägide immer neue Einsichten. So viel Stimmigkeit ist auch im Erfurter Theater nicht immer, die Umsetzung dieser neuen Oper zeigt sich enorm kongruent. Vom Publikum gibt es deshalb anhaltenden und respektvollen Applaus.

Thomas Janda, Larissa Gawritschenko

Die Frauen der Toten (The Wives of the Dead) – OMM

Oper in zwei Versionen
Libretto eingerichtet von Alois Bröder nach einer Erzählung von Nathaniel Hawthorne
Musik von Alois Bröder

in englischer und deutscher Sprache mit Übertiteln mit deutschen Übertiteln
Aufführungsdauer: ca. 2h (eine Pause)
Uraufführung im Großen Haus des Theaters Erfurt am 2 Februar 2013

Flucht in Grauzone zwischen Traum und Wirklichkeit

Von Joachim Lange / © Theater Erfurt

Die Frauen der Toten heißt aktuell die alljährliche Uraufführung der Oper Erfurt. Die Geschichte hat etwas von einer schwarz eingefärbten Cosi fan tutte. Mozarts Liebesschule ist ja eine Operation am offenen Herzen, bei der es darum geht, den erotischen Schwingungen nachzuspüren, die auch nach einem gegebenen Versprechen der ewigen Liebe nicht verschwinden. Beim Opernerstling des 1961 in Darmstadt geborenen Komponisten Alois Bröder geht es um eine Selbsterforschung am trauernden, oder gar sterbenden Herzen. Anders als die beiden Männer bei Mozart sind nämlich die Ehemänner von Mary und Margret wirklich tot. Kurz nach der Hochzeit sind die beiden Brüder in Nathaniel Hawthornes (1804-1864) Erzählung, die der neuen  „Oper in zwei Versionen“ Inhalt und Titel gibt, beim Militär und auf See umgekommen.

Zurück lassen sie ihre beiden Frauen im gemeinsam bewohnten Haus. Das hat Norman Heinrich wie ein angeschnittenes Puppenhaus auf die Erfurter Bühne gesetzt. Die Schlafzimmer der beiden jungen Witwen befinden sich unter der Dachschräge. Mit Federbett und Kreuz an der Wand. Unten markieren Küchenherd, Tisch und Stehlampe den Wohnbereich dieser tristen puritanischen Wohngemeinschaft. Wohl weil hier bislang die Kinder fehlen, und nun auch die Männer, tauchen der Nachbar und ein Jugendfreund auf, um den beiden Frauen mitten in der Nacht die gute Nachricht zu verkünden, dass der jeweilige Mann gar nicht tot sei.

Oder wünschen sich die Frauen, in ihrem Schmerz, dass diese Boten kommen? Oder ihre Männer? Oder gar der jeweils andere Mann? Jedenfalls behalten Mary und Margret die an sich gute Nachricht, von der nicht so ganz klar ist, ob es wirklich eine gute Nachricht ist, erst mal für sich. Um die jeweils andere nicht noch mehr zu verletzen? Oder sich selbst nicht zu verunsichern? Oder aus dem Alptraum „allein unter Puritanern“ oder „allein in der Familie des Schwagers“ aufzuwachen?

Das Prinzip dieser Geschichte und der Oper ist die Infragestellung. Der Wirklichkeit und ihrer Wahrnehmung. Was die melancholische, elegisch getragene, traurige Musik suggeriert und die Vorlage bewusst in der Schwebe lässt, verdeutlich Bröder durch die zwei Versionen, mit denen er die gleiche Geschichte sozusagen zweimal liest.

Regisseurin Gabriele Rech vermag es in der Trauer der Frauen ganz im sprichwörtlichen stillen Kämmerlein, die ganze Lebenstragik von unerfüllten Sehnsüchten und verbauten Perspektiven subtil zu verdeutlichen. Ob nun Margrets sexuelles Begehren oder Marys Aufbegehren – das ist hochpräzise in Szene gesetzt. In der ersten Version wird der Besuch der einen am Bett der andern am Ende zu einem Mordversuch mit der plötzlich über den Kopf gedrückten Bettdecke. Die zweite Version endet sogar mit einem gemeinsamen Selbstmord. Was mit der Beerdigung der Männer im ersten Teil begann, endet im zweiten damit.

Vielleicht ist aber alles nur ein Angsttraum, und die herumgeisternden Männer sind wirklich da und nicht nur in der Einbildung der Frauen, die sich dann auch noch von den „Falschen“ begehrt sehen. Dass am Ende tatsächlich mal fast alle Fragen offen bleiben, hat hier Methode. Und entspringt der düsteren, die Traumdeutung antizipierenden Atmosphäre bei Nathaniel Hawthorne. In dessen Grauzonen-Vorliebe fühlt sich Alois Bröder mit seiner Komposition ein. Und lässt sie auf ihr Ende hin, im dunkel Düsteren zu fließen.

Mit ariosen Vorlagen, die vor allem von Marisca Mulder (als Mary) und Mireille Lebel (als Margret) traumwandlerisch zum Leuchten gebracht werden. Marwan Shamigeh (als Margrets Mann und Stephen) und Florian Götz (Marys Mann und Nachbar Parker) absolvieren ihren Teil der Geschichte ebenso überzeugend wie der Chor der Trauergemeinde samt Pfarrer (Manuel Meyer). Johannes Pell am Pult des mit der Thüringen Philharmonie Gotha kooperierenden Philharmonischen Orchesters Erfurt erweist sich als einfühlsamer Anwalt für diese neue Oper, bei der die schwebende Grenzgängerei zwischen Traum und Wirklichkeit und ihre verstörende Nachwirkung durchaus zu den Qualitäten zählen. Das mittlerweile uraufführungserfahrene Erfurter Publikum honorierte diesen Dienst an der Gattung angemessen.

FAZIT
Die Oper Erfurt hat ihrer bemerkenswerte Reihe mit Uraufführungen auch in diesem Jahr ein interessantes Werk hinzugefügt und dabei der szenischen und musikalischen Ausführung alle Sorgfalt angedeihen lassen.