Die Fledermaus

Johann Strauss
24.02.2002 | Theater Graz

MUSIKALISCHE LEITUNG: Philippe Jordan
REGIE: Gabriele Rech
BÜHNE / KOSTÜME: Nicola Reichert
CHOREOGRAFIE: Allen Yu
GABRIEL VON EISENSTEIN: Gerhard Siegel
ROSALINDE: Eva Batori
FRANK: Götz Zemann
PRINZ ORLOFSKI: Andrew Watts
ALFRED: Juraj Humy
DR. FALKE: Gerhard Hochschwendner
DR. BLIND: Manuel von Senden
FROSCH: Andreas Vitásek
ADELE: Alexandra Reinprecht

Presse

Die Fledermaus 26.02.2002 – Kleine Zeitung
…Schuld ist das deutsche Regietheater, wie der brillanteste Frosch der letzten Jahre extemperiert!

Die Deutsche Gabriele Rech … hat intelligente Feinarbeit in ihre Inszenierung investiert, die mit vielen Bravo – Rufen prickelnd über die Bühne der Grazer Oper ging….

Eisenstein kombiniert Armbanduhr und Lodenmantel mit seinem Frack, Rosalinde hat einen Hausaltar mit Autogrammkarten von berühmten Tenören, Eisenstein sammelt Uhren und Geweihe. Ihr Stubenmädel trägt Demelinerinnen – Outfit, aber in ordinärster Mini – Version. …

Prinz Orlowsky bewirtschaftet offenbar ein Bahnhofsrestaurant und trägt unter seinem Herrenmieder eine Tätowierung. Schilder wie „Szegediner Gulasch“ nach links und „Heisse Würstel“ nach rechts markieren das herabgekommene Niveau, dem auch die Kellner als voralpine Chippendales Rechnung tragen….

Musikalisch zündet Philippe Jordan ein Brillantfeuerwerk und beschert der originalen, meist gestrichenen, Ballettmusik Glanz. In Graz eine Parodie auf die Grazer Opernhausredoute….

Hansjörg Spies

Ein nächtliches Flattertier wird zum Zugpferd 26.02.2002 – Krone
Die „Fledermaus“ fettet den Spielplan der Grazer Oper gehörig auf. Musikalisch wie szenisch ein ungetrübter Genuss, versprüht dieser Tanz der Vampire im Dreivierteltakt jede Menge Charme und mit dem bekannten Kabarettisten Andreas Vitasek hat Graz einen Frosch der Sonderklasse… Gabriele Rech hat sich neben ihrer überzeugenden Gesamtlinie reizvolle Detail einfallen lassen, und Nicola Reichert steht ihr als Ausstatterin ideenreich zur Seite… Furios!

Bernd Schmidt

Die Fledermaus 27.02.2002 – Die Presse
Nach jüngsten Dekonstruktions – „Lesarten“ deutscher Regiegranden (Flimm in Wien, Neuenfels in Salzburg) hat man es mit der „Fledermaus“ nicht leicht – umso überraschender die geglückte Lösung, die der deutschen Regisseurin Gabriele Rech in Graz gelang: mit intelligenter Berücksichtigung der Bühnentraditionen entstand eine Regiearbeit, die niveauvoll zu unterhalten vermochte, ohne die psychologischen Feinheiten mit Klamauk zu überkleistern….

Harald Haslmayr

Die Fledermaus 28.02.2002 – Die Furche
Strenge Traditionalisten wie Fans von Skandalinszenierungen werden gleichermassen enttäuscht sein: Nicht auf Provokation um jeden Preiss, auf subtile Skurrilität setzt man in Graz mit der „neuen“ Fledermaus, um unserer Alpenrepublik einen Spiegel vorzuhalten. Zwischen Jagdtrophäen und idyllischen Gebirgsphotos entspinnt sich ein Intrigenspiel, wo jeder jeden hinters Licht führt, fast wie imrichtigen Leben…

Susanne Kogler

Die Fledermaus 28.02.2002 – Der Grazer
Die Inszenierung des deutschen Regieteams weist eine Reihe von Besonderheiten auf.

Erstens: Die Pause liegt im zweiten Akt und trennt zwei unterschiedliche Aufführungshälften. Die erste spielt optisch im eher kleinbürgerlichen Milieu. Das Mobiliar der Eisensteins: schäbig. Rosalinde als graue Maus im Chanel – Kostüm und Orlofskys Fest im drittklassigen Restaurant mit nur einem einsamen Klavier. Aber nach der Pause weitet sich die Szene zum grossen Opernball mit Debütanten und Ballett, bevor im 3. Akt, sozusagen als Untergeschoss des Ballsaals, das Gefängnis aus der Versenkung fährt. Zum Finale schlagen im grossen Dachstuhl die Fledermäuse ihre Flügel.

Zweitens: Der Prinz Orlofsky ist nicht als Hosenrolle mit einem Mezzo, sondern mit einem Countertenor besetzt, was seine Morbidität besonders betont.

Drittens: Mit dem Kabarettisten Andreas Vitasek hat die Aufführung einen Frosch, der nicht als besoffener Simpel, sondern als ein fast nüchternder Hochintellektueller daher kommt….

Ein exzellenter Abend, Besuch empfohlen!

Rolf Stockhausen