Adriana Lecouvreur

Francesco Cilea
10.04.2000 | Bremer Theater

MUSIKALISCHE LEITUNG: Stefan Klingele
REGIE: Gabriele Rech
BÜHNE: Jean Bauer
KOSTÜME: Nicola Reichert
ADRIANA LECOUVREUR: Rachael Tovey
FÜRSTIN VON BOUILLON: Therese Renick
MARUIZIO: Mihai Zamfir
MICHONNET: Alan Cimore
FÜRST VON BOUILLON: Karsten Küsters

Presse

Triumphaler Erfolg für den Showdown der Madonnen! 03.04.2000 – Die Welt
Die Inszenierung spielt effektvoll mit einer Theater – auf dem Theater – Szenerie. Ein konsequnter Regieansatz, dessen Logik sich aus der Oper selbst ergibt…. Adriana ist in ihrem roten Samtkleid eine Augenweide… Zum Regiekonzept passt, das sich der Fürst von Bouillon als Mafia – Boss und der Abbe, meist als drollige Figur gezeichnet, hier den Tenor – Macho mit Goldkettchen geben darf. … Wer bisher glaubte, dass nur ein Italiener Gespür für die Partituren italienischer Komponisten hat, wurde am Premierenabend eines besseren belehrt: Stefan Klingele, der erste Kapellmeister des Bremer Theaters, wurde inspiriert zu hitziger Italianità. …

Das mehrfach gebrochen Spiel um Lebenswirklichkeit und Bühnenrealität geriet am Premierenabend zum umjubelten Triumph. Mit dieser Inszenierung ist dem Bremer Theater eine der besten Inszenierungen der letzten Jahre geglückt.

Sigrid Schuer

Reizvolle Vermischung von Theater und Realität. 03.04.2000 – taz
… Die Inszenierung spielt mit den verschiedenen Realitätsebenen virtuos, das ist ebnso aristokratisch zurückhaltend wie Cileas Musik. … Grosser Beifall beendete einen gepflegten Opernabend.

Mario Nitsche

Rettung einer Lüge in Bremen! 07.04.2000 – Süddeutsche Zeitung
Manchmal, viel zu selten, klärt sich eine aufgeblasene Lüge in eine einfache Wahrheit. Die Lüge: Das ist Cileas Idee des Verismo, genauso wie sein Kollege Puccini das ungeschminkte, knallharte Leben auf die Bühne zu bringen. Die Wahrheit: Das ist der rettende Zugriff der Regisseurin Gabriele Rech.

Die Oper spielt vor und hinter den Kulissen der Comedié Francaise; genau daraus macht die Inszenierung das Spiel im Spiel im Spiel. … Weil alles dies nur Probe ist – und die „Lecouvreur“ sozusagen ins Unreine gespielt wird, kann sich die Regie die Madonna vor dem Schminkspiegel leisten. Das Bild für sich ist genauso verlogen, wie jede hustende Mimi auf dem Himmelbett. …

Bald schon weiss niemand mehr genau, wer nun wem was vorspielt…. Die Inszenierung torpediert hinterlistig Cileas Absicht, mit der er eine hehre Adriana zeichnet, eine Göttin der Kunst, eine Märtyrerin der Liebe. Also bleibt alles anders, glücklich gerettet durch Doppelbödigkeit. …

Clemens Prokop

Adriana Lecourvreur 18.04.2000 – Oldenburgische Volkszeitung
… ein fulminanter Abend im Bremer Theater mit der Oper „Adriana Lecouvreur“! …bis ins kleinste Detail präsentiert sich die stimmige Inszenierung. Sehr subtil durchdringen sich Oper und Realität, …die Regisseurin geht sogar noch einen Schritt weiter und verquickt die Bühnenrealität mit der Wirklichkeit, die sich hinter den barocken Kulissen abspielt…. Der Pncipe de Bouillon als Mafiaboss, sein Gehilfe, der Abbé im schwarzem Outfit eines Bilderbuch – Playboys, auf dessen sakralen Hauptberuf einzig das Kreuz am Goldkettchen hinweist. Im engen, eleganten Kostüm macht die Principessa eine Furie modernen Zuschnittes. …und wenn Adriana nach einem letzten erschütternden Aufbäumen entseelt niedersinkt, vergiftet von der Rivaln, herrscht lange Stille im Bremer Theater, bis begeisterter Applaus losbricht.

Ralf Döring

Adriana Lecouvreur Mai 2000 – Bremer Nachrichten
Ein seltener Gast gibt sich am Goetheplatz die Ehre: Adriana Lecouvreur… Sie steht unangefochten im Mittelpunkt der Bremer Aufführung, die vom Glück einer Reanimation beflügelt wurde. Was freilich nicht so leicht zu erringen ist, weil die Oper genügend Fallstricke in sich birgt…. Das Handicap liegt im Libretto. …wie überlastet ist es beim Lesen mit historischen Anspielungen, mit Merkwürdigkeiten der Handlung, mit erotischem „wer mit wem“? Aber die Regisseurin Gabriele Rech räumt entschieden auf mit dem Beiwerk. Sie stellt, ohne den anderen Mitwirkenden das genaue Profil zu versagen, die Dreiecks – Kabale des Mannes zwischen zwei Frauen ins Zentrum, eine Geschichte voll des Missverständnisses, der Lügen, der Feigheit, aber auch der grossen Passion. Dies gelang auf das Ergreifendste in der oft recht heiklen Sterbeszene am Schluss, wenn aller Tand, alle nutzlos herumliegenden Kostümierungen und aller blosse Schein der Wahrheit des Seins gewichen sind….

Vorher jedoch lassen Gabriele Rech, der Bühnebildner Jean Bauer und die kontrastreich mit pompösen Kostümen und Alltagskleidung aufwartende Kostümbildnerin Nicola Reichert keinen Zweifel, dass das Stück auf dem Theater spielt….

Der wesentliche Grund dieser geglückten Inszenierung besteht in einem spannenden, oft erregendem Wechselspiel zwischen dem aufgetragenen Spiel der Theaterleute und ihrem Herausgeschleudertwerden in zivile wahre Leben, in nicht mehr nur angenommene, sondern echte, persönliche Emotionen. Da bewährt sich die Personenführung einer Regisseurin, die den Musterkoffer der Opernklischees strikt geschlossen hält…. Nach einer so fesselnden und prächtigen Wiedergeburt der oft recht argwöhnische betrachteten „Adriana Lecouvreur“ konnte die begeisterte Zustimmeung nicht ausbleiben.

Simon Neubauer

Adriana Lecouvreur Mai 2000 – Welt Online
Gabriele Rech schuf mit ihrer überaus gelungenen, dezenten Modernisierung von Ciléas „Adriana Lecouvreur“ eine abwechslungsreiche „Theater-auf-dem-Theater“-Szenerie, die die verwickelte Intrigen-Handlung der Verismo-Oper nachvollziehbar bleiben ließ. Ihre Qualitäten als große Tragödin stellte Rachael Tovey in der Titelpartie eminent stimmschön unter Beweis. Schon zu Beginn der Spielzeit hatte die britische Primadonna in der Rolle der von zarter Melancholie umflorten „Rosenkavalier“-Marschallin brilliert. Mit Ciléas Verismo-Oper legte Bremens neuer erster Kapellmeister Stefan Klingele seine erste große Einstudierung vor. Schon im Herbst vergangenen Jahres wusste er mit der fulminanten musikalischen Umsetzung von Antonio Bibalos Kammeroper „Fräulein Julie“ im „Concordia“ zu beeindrucken. Seine bestrickendbeseelt ausgelotete „Adriana“ berechtigt zu den schönsten Hoffnungen.